In
der Hohenloher Weinbaugemeinde Heuholz hat Dieter Leopold
Schnitzius erreicht, wovon die ganze Branche träumt: Er hat junge
Leute derart für einen heimischen Wein begeistert, dass daraus
ein Szenegetränk wurde und sogar ein Fanclub entstand. Dennoch
weht dem 36-jährigen Geschäftsführer der
Weingärtnergenossenschaft zurzeit Gegenwind aus den Reihen der
Traditionalisten unter den Weingärtnern und Landfrauen um die
Ohren. Gestritten wird bis in die Familien hinein, jung gegen alt.
Stein des Anstoßes ist eine Bildergalerie mit einer Blondine in
freizügigen Posen, mal in Spitzendessous, mal barbusig. Immer auf
den Fotos dabei ist eine Dunkle Bordeaux-Flasche mit rotem Stier
und dem Schriftzug Taurus vorne drauf. Michael Grosch vom
Taurus-Fanclub hat die freizügigen Bilder mit Clubmitglied Jenny
geschossen und den Internetauftritt des Clubs (www.taurus-fanclub.de)
damit bereichert.
Im Mai vergangenen Jahres brachte Schnitzius den Taurus (Stier)
auf den Markt, ein Rotwein, der aus dem Rahmen fällt. Die Cuvée
aus Schwarzriesling Spätlese, Dornfelder Kabinett und etwas
Acolon ist mit 44 Gramm Restzucker richtig süß und hat nur 9,5
Volumenprozent Alkohol. Der Taurus schmeckt nur, wenn er eisgekalt
getrunken wird: Was traditionelle Rotweinliebhaber eher
erschaudert, hat bei der jungen Zielgruppe eingeschlagen. Für den
WG-Geschäftsführer kein Zufall: "Sie brauchen sich nur ein
paar Stunden an Tankstellen herumzutreiben und schauen, was die
jungen Leute da kaufen." Seit den Erotikfotos des Fanclubs,
der mit der Weingärtnergenossenschaft prinzipiell nichts zu tun
hat, geben sich in Heuholz Zeitungen und Fernsehen die Klinke in
die Hand und sorgen für Lieferengpässe beim Taurus: SWR und RTL
waren da, im Focus stands drin; von vielen anderen Blättern ganz
zu schweigen. Schnitzius freut sich über die Publicity, spürt
aber auch die negativen Reaktionen: Ende offen.
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